RAL-Farben
320 40 40
Veilchenpurpur
Violet purple

IN WÜRDEVOLLER MOLL-ENKLAVE WOHNT DER VEILCHENTON, REICH AN FARBE, STOLZ UND SCHÖN SCHENKT ER SEINE GABE.

Veilchenpurpur und seine Historie

Der echte oder auch tyrischer Purpur, war in der Antike ein wichtiger und äußerst wertvoller Farbstoff, der aufwändig und mühsam zu gewinnen war. Er wurde immer dann eingesetzt, wenn es galt, ein Stück Stoff zu etwas Besonderem zu machen. Es gilt als gesichert, dass die Kunst des Purpurfärbens von den Phöniziern entdeckt wurde und sich von dort nach Ägypten, Griechenland und Rom verbreitet hat.

Um die Entdeckung des Farbstoffs ranken sich vielerlei Legenden, nicht zuletzt auch in der griechischen Mythologie. So berichtet die Sage, dass der Hund des phönizischen Gottes Melkarth, den die Römer "tyrischen Herakles" nannten, einst am Strand eine Schnecke fraß und davon eine purpurfarbene Schnauze bekam. Die geheimnisvolle Farbe ließ sich nicht wieder abwaschen. Daraufhin soll Melkarth seiner Geliebten, der Nymphe Tyros, ein Kleid geschenkt haben, das mit dieser Farbe gefärbt worden war. Sicher ist, dass antike griechische Flotten die Segel ihrer Admiräle in Purpur einfärbten und damit ihre Bedeutung hervorhoben.
Auch im alten Rom war man sich des Wertes dieses Färbestoffes sehr wohl bewusst. Allein den höchsten Beamten sowie den Familien der Kaiser war das Tragen von purpurnen Gewändern gestattet.

Aufgrund des hohen Aufwands bei der Gewinnung des natürlichen Farbstoffs wurde im Laufe der Jahrhunderte das historische Purpur zunehmend durch das heutige Kardinalsviolett ersetzt, welches eher ein tiefes Rot darstellt. Erst mit der Möglichkeit, Purpur auch synthetisch herzustellen, nahm seine Verbreitung wieder zu.

Warum scheuen so viele Gestaltende und Architekturschaffende Farben? Gibt es nicht mehr als die monochromen und standardmäßigen materialorientierten Paletten, an die wir uns gewöhnt haben? Die Wahrheit liegt nicht nur in ihrer Wertschätzung für Funktionalität. Ein wesentlicher Aspekt ist häufig, dass es mehr Expertise bedarf, um Farben gezielt zu verwenden. Wird Farbdesign jedoch auf professionellem Level verstanden, sprechen die Ergebnisse für sich.

Alina Schartner, Design Consultant + Trend Forecaster, Wien

Veilchenpurpur und die Farbforschung

Der Farbforscher Heinrich Frieling führte aus, dass die Kombination von Helllila und Dunkelviolett ihren Höhepunkt in einer Assoziation von Flieder und Veilchen findet. Weiter spricht er die synästhetischen Vorgänge (Farben riechen, hören, schmecken, tasten) an, da nach seiner Auffassung der Vorgang des Duftens in dieser Farbtönung von großer Bedeutsamkeit sei. Er beschrieb, dass viele Menschen beim Anblick von Veilchenpurpur Gefühls- und Erinnerungsbezüge zu Kosmetik-Produkten herstellen würden, die eher dem weiblichen Teil der Bevölkerung zuzurechnen seien.

AUCH GOETHE UND SCHILLER KOMMEN ZU WORT

Anfang 1799 entwickelten Goethe und Schiller eine „Temperamentrose“. Sie stellt eine psychologische Übersicht ihrer sechs Grundtöne und der weiteren sechs Zwischentöne dar. Es fällt leicht, ihren nicht ganz vorurteilsfreien Resultaten zuzustimmen. So sprechen beide Herrschern und Philosophen Farbvorlieben zu, bestehend aus Purpur und Blaurot. Dieses seien die Töne der Melancholiker, wohingegen die Choleriker, oftmals Tyrannen, Helden und Abenteurern, das Gelbrote lieben, ein wenig Purpur und Gelb.

Betrachten wir hierzu die Temperamentrose Goethes und Schillers aus dem Jahr 1799. Beide Abbildungen sind unter anderem in Goethes Farbenlehre von Ruprecht Matthei (Herausgeber) erschienen.

Anmerkungen zur Typisierung von Veilchenpurpur

Grundsätzlich sind die historischen und kultur-geografischen Abweichungen beim Veilchenpurpur z.T. beträchtlich und außergewöhnlich. So ist das englische Purpur eher dem Ultramarinblau zugewandt als das deutsche, welches sich noch vor 40 Jahren in der Nähe von Karminrot befand. Heute hingegen ist es weiter vom reinen Rot entfernt und dem Magenta näher gerückt.

Im Hinblick auf seine sprachlichen Komponenten hat die enge Beziehung von Violett zur Gewalt viel mit seinem heraldischen Herrschaftsanspruch zu tun. „Viola“ ital. „Veilchen“, „Violentia“ ist die Übersetzung für Gewalt, engl. „Violence“.

Farben sind eine Sprache der Natur und das größte Kommunikationssystem der Welt. Sie beeinflussen alles – unsere Wahrnehmung, unsere Gefühle, unser Handeln – und üben eine stetige Faszination auf uns aus. Wer mit ihnen arbeitet, entdeckt den Nuancenreichtum ihrer Wirkung und eine unvergleichliche gestalterische Vielfalt. Der Einsatz und die Bestimmung von Farbe hat bei der Entwicklung von Markenstrategien und Kommunikationskonzepten oberste Priorität und trägt im Wesentlichen zum Erfolg einer Marke bei.

Angela Specht & Charlotte Oelze: Mimono – Agentur für Kommunikation + Design, Köln

Die feine Welt kleidet sich in Veilchenpurpur und knallrot

Bekleidung gehörte in allen Zeiten und Kulturen zu den wertvollsten Besitztümern der Menschen. Große Kriegstaten wurden mit Adelstiteln oder einer neuen, reich bestickten Garderobe belohnt. Gold durchwirkte Brokate, purpurtonige Schärpen, ein rotes Wams, blaue Beinkleider und hochhackige Schnallenschuhe zierten den Kavalier. Perücken im Spätbarock und frühen Rokoko besaßen einen bis zu 80cm großen architektonischen „Baukörper“, gepudert und mit bunten Bändern durchwirkt. Wie wertvoll und angesehen Purpurseide war, zeigen textile Beispiele aus dem Mittelalter, die den Gegenwert von heute mehr als 1500 Euro je m2 ausmachten.

Dies seien die „Farben, die eigentlich nur in Samtstruktur überzeugen“, findet der vorab schon erwähnte Heinrich Frieling. In Seide wirken sie weniger tief, richtig sei es, dafür zu sorgen, dass Violett bläulich-schimmernd nuanciert werde. So ergibt sich eine geheimnisvolle Leuchtkraft, die von innen stammt. Je blauer das Violett, desto mehr eignet es sich für den blonden Typus, je roter, desto besser eigne er sich für Personen mit schwarzem Haar.

VEILCHENPURPUR IM HOTEL – EIN INSZENIERUNGS-MODELL.

Manche mittel- bis großstädtischen Privat-Hotels in bester Lage werden von ihren Besitzern häufig ausschließlich als Demonstrationsobjekt ihrer exklusiven Selbstbestimmtheit verwendet. Im Innern erblickt man vom Boden bis zur Decke ausnahmslos Veilchenpurpur – die Steh- und Deckenleuchten strahlen in feudalem Mittelblau und Grasgrün. Der Empfang ist mit feinen Seidenstoffbezügen der Hausfarbtöne versehen, die Service-Uniform ist Ultramarinblau und mit goldenen Knöpfen besetzt. Sessel, Stühle, Tische zeigen intensives Karminrot. Die Liftausstattung ist oftmals ebenso wie Treppenhaus und Flure in tiefen Veilchenpurpur gehalten! Allein die Suiten und Zimmer-Wände heben sich in Champagnerrosé als Leitton hiervon ab.

FEIERLICHE RUHE, WENN VEILCHENPURPUR DEN TON ANGIBT

Die nahezu klerikale Farbigkeit in diesen Hotels wird von Mahagoni-Holz mit teilweise fein intarsiertem, spielerischem Ranken begleitet. Sie verstärkt im Restaurant und in der Bar das Gefühl nach Sättigung und Tiefe, da die schalldämmenden Teppiche weder Gesprächsfetzen noch das Klirren von Gläsern, Porzellan und Klappern der Bestecke zu dicht an die Ohren der Gäste dringen lassen.

ERTRÄGLICHES KLEINFORMAT- SCHWIERIGES GROSSFORMAT

Purpur und Violett begegnen sich auf großformatigen Flächen äußerst selten womit ein Zusammenhang zwischen überdimensionierten Farb-Angeboten und einer in Quadratzentimetern messbaren üblichen Größe besteht. Ein Phänomen, das allgemein aus der täglichen Wahrnehmungspraxis bekannt ist: Kleine Farbschnipsel wirken bei intensiven Farbtönen blasser und besser „verdaulich“ als große Flächen. Was normalerweise in feinen, dezenten Größen vorgestellt wird, verändert bei großflächiger Anwendung das eigentlich Liebliche ins Unerträgliche.

Nicht zuletzt sehr volle, tiefe Farbtöne wie das Veilchenpurpur werden daher in der Farbgestaltung eher als kleinformatige und dezente Farbmuster eingesetzt, deswegen ist es gleichfalls angebracht, bei Ausstattungsarbeiten große Flächen sehr sorgfältig auszumustern und unter vielen verschiedenen Lichtquellen auf ihre sachorientierte und ästhetische Qualität zu testen.

RAL DESIGN SYSTEM plus

RAL 320 40 40
VEILCHENPURPUR

DIE ANMUTUNG ZUR SYMBOLIK DER GRUNDFARBE VEILCHENPURPUR
Symbolische Ebene
kirchlich
transzendent
seltsam
Assoziative Ebene
fromm
jenseitig
unecht
Psychologische Ebene
einsam
traurig
launisch
Metaphorische Ebene
unkonkret
feminin
verzaubernd
PHYSIOLOGISCHE MERKMALE LAUTEN
Ohr
Gehör-Symbole
Geige
Orgel
schwer
Tastsinn
Tast-Symbole
cremig
kühl
gummiartig
Hautsinn
Temperatur-Symbole
heiß bis
mittel
glatt
Muskelsinn
Gravitas-Symbole
mittel bis schwer
wollig, auch
künstlich
Geruch / Geschmack
Flavour
sauer
fruchtig
beerig

RAL 320 – RAL FARB-DNA

RAL 320 20 05
Lavaschwarz
Lava black
RAL 320 20 10
Obsidienrot
Obsidian red
RAL 320 20 15
Spinellviolett
Spinel violet
RAL 320 20 20
Auberginenlila
Aubergine mauve
RAL 320 20 25
Dunkelpurpur
Dark purple
RAL 320 30 05
Violettschwarz
Violet black
RAL 320 30 10
Steinviolett
Stone violet
RAL 320 30 15
Amethystdunkelviolett
Amethyst dark violet
RAL 320 30 20
Dunkelbrombeer
Dark blackberry
RAL 320 30 25
Purpuritviolett
Purpurite violet
RAL 320 30 30
Zwetschgenlila
Damson mauve
RAL 320 30 35
Traubenpurpur
Grape purple
RAL 320 30 37
Loungeviolett
Lounge violet
RAL 320 40 05
Schieferlila
Slate mauve
RAL 320 40 10
Olivinbasalt
Olivine basalt
RAL 320 40 15
Antikgrau
Antique grey
RAL 320 40 20
Basilikumlila
Basil mauve
RAL 320 40 25
Gladiolenviolett
Gladiola violet
RAL 320 40 30
Krautblütenviolett
Cabbage blossom violet
RAL 320 40 35
Fliederviolett
Lilac violet
RAL 320 40 40
Veilchenpurpur
Violet purple
RAL 320 50 05
Grauviolett
Grey violet
RAL 320 50 10
Britischgrauviolett
British grey mauve
RAL 320 50 15
Parmagrau
Parma grey
RAL 320 50 20
Alpenveilchen
Cyclamen
RAL 320 50 25
Poesielila
Poetry mauve
RAL 320 50 30
Violagrau
Viola grey
RAL 320 50 35
Astervioletta
Aster violetta
RAL 320 50 40
Empireviolett
Empire violet
RAL 320 60 05
Aragonitgrau
Aragonite grey
RAL 320 60 10
Kreideviolett
Chalk violet
RAL 320 60 15
Amethystgrauviolett
Amethyst grey violet
RAL 320 60 20
Wunderveilchen
Wonder violet
RAL 320 60 25
Nachtschattenviolett
Nightshade violet
RAL 320 60 30
Lobbylila
Lobby lilac
RAL 320 60 35
Sorbetbrombeer
Blackberry sorbet
RAL 320 70 05
Holundergrau
Elderberry grey
RAL 320 70 10
Glockenblumenviolett
Bellflower violet
RAL 320 70 15
Quarzviolett
Quartz violet
RAL 320 70 20
Strandflieder
Beach lilac
RAL 320 70 25
Fliederpink
Lilac pink
RAL 320 80 05
Hellviolett
Light violet
RAL 320 80 10
Amethysthellviolett
Amethyst light violet
RAL 320 80 15
Kosmetiklila
Cosmetic mauve
RAL 320 85 05
Brombeercrème
Blackberry cream
RAL 320 85 10
Ametrinquarz
Ametrine quartz
RAL 320 90 05
Apatitrosa
Apatite pink